Betreiberwechsel im Impfzentrum Röthenbach

31. Mai 2022: Die Malteser ziehen Bilanz
Das Team der Malteser verabschiedet sich Ende Juni aus dem Impfzentrum Röthenbach. Foto: Mark Lavery / Malteser

Das Team der Malteser verabschiedet sich Ende Juni aus dem Impfzentrum Röthenbach. Foto: Mark Lavery / Malteser

Röthenbach an der Pegnitz. Wenn die Malteser am 30. Juni aus dem Impfzentrum Röthenbach ziehen, dann wird dies mit einer gehörigen Portion Wehmut passieren. „Wir sind und waren gerne hier – und wären ebenso gerne auch noch geblieben“, sagt Malteser-Projektleiter Roland Schiffmann. Der Hauptgrund: „In der allgemeinen Hilflosigkeit der Pandemie waren wir im Impfzentrum sozusagen der Gegenpart: Wir konnten den Menschen helfen! Das hat das ganze Team unheimlich stark gemacht und Tag für Tag motiviert“, betont Schiffmann. Ab 1. Juli wird es nun einen Betreiberwechsel geben. Das Landratsamt Nürnberger Land musste den Betrieb des Impfzentrums (IZ) neu ausschreiben und dem wirtschaftlichsten Angebot den Zuschlag erteilen.

Die Fakten
Was bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Impfzentrums Röthenbach bleiben wird, ist der stolze Blick auf die Arbeit der zurückliegenden 19 Monate: Im Impfzentrum sowie über die mobilen Teams wurden rund 148 000 Impfungen verabreicht. Insgesamt waren bei den Maltesern über 200 verschiedene Personen beschäftigt. In den Hochzeiten des Impfens sorgten über 100 Mitarbeitende gleichzeitig in Röthenbach dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger mit Impfstoff versorgt wurden. Den Tagesrekord verzeichneten die Malteser am Karsamstag 2021 mit 744 Impfungen. „Das war gleichzeitig auch unser erster großer Aufreger, weil an diesem Tag die Feuerwehr den Verkehr vor dem Impfzentrum regeln musste“, erinnert sich der Verwaltungsleiter der Einrichtung, Michael Kleider. Derzeit arbeiten noch 41 Personen im IZ.

Die Emotionen
Der Blick zurück ist für die Malteser aber mehr als bloße Fakten und Zahlen. „Die vielen emotionalen Momente haben natürlich auch uns Mitarbeiter tief berührt“, sagt Kleider. Und deren gab es viele: Die Freudentränen der ersten hochbetagten Seniorinnen und Senioren in den ersten Wochen der Impfkampagne, dass sie den ersehnten Schutz gegen eine Corona-Infektion bekommen haben. Tränen der Wut hingegen gab es am Anfang bei vielen Impfwilligen, die wegen der Priorisierung eben noch nicht geimpft werden durften. „Diese ständigen Debatten mit Leuten, die plötzlich vor uns standen, haben auch bei unserem Personal tiefe Spuren hinterlassen“, blickt Kleider zurück. Ein wunderbarer Moment war für das Team in Röthenbach, als die ersten Kinder zum Impfen kamen. „Die Kinder waren in aller Regel und entgegen allen Befürchtungen bestens drauf. Diese pure Lebensfreude hat angesteckt. Das sind die Augenblicke, wo Du weißt, warum Du diesen Job machst“, unterstreicht Kleider.

Die Zusammenarbeit
Die „vielen dankbaren Rückmeldungen der Geimpften“ sind auch für Dr. Christian Stock, stellvertretender Bezirksgeschäftsführer der Malteser in Nürnberg und verantwortlich für den Betrieb des IZ, der Grund dafür, warum sich die Malteser jederzeit wieder engagieren würden. Allein deshalb fällt Stocks Bilanz der 19 Monate in Röthenbach positiv aus. „Und dann haben mich das Engagement und die Flexibilität der Mitarbeitenden beeindruckt. Dieses Team war unser Erfolg.“ Froh ist Stock auch darüber, dass die Zusammenarbeit aller Beteiligten stets von einem „guten und harmonischen Miteinander“ geprägt gewesen sei: mit den Kommunen, dem Landratsamt, dem Landkreis – und nicht zuletzt mit dem Kooperationspartner vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK), der abwechselnd den Betrieb der Außenstellen in Hersbruck und Altdorf übernommen hatte und bis zuletzt auch mit mobilen Teams im Landkreis unterwegs war. Markus Deyhle vom BRK-Kreisverband Nürnberger Land spielt diesen Ball zurück: „Hier waren zwei starke Partner unterwegs, die sich hervorragend ergänzt haben. Uns hat die Zusammenarbeit mit den Maltesern sehr viel Spaß gemacht.“

Die Probleme
Projektleiter Roland Schiffmann will aber nicht verschweigen, dass in den mehr als eineinhalb Jahren in Röthenbach auch nicht alles rund lief. „Am schlimmsten waren für uns diese ständigen Auf und Abs. Ein Beispiel: Zuerst mussten wir diesen ungeheuren Run auf das Impfzentrum in ordentliche Bahnen lenken. Und jetzt zum Schluss war das Impfzentrum nahezu leer. Dazu kam die fehlende Klarheit für uns Verantwortliche und die Mitarbeiter: Immer wieder änderten sich die Vorgaben der Landes- und Bundespolitik, auf die wir teils innerhalb von Tagen reagieren mussten. Den Ärger der Leute haben dann wir abbekommen“, so Schiffmann.

Mit großem Bedauern denkt Schiffmann an die Vorfälle von Anfang dieses Jahres zurück, als zwei Mitarbeiterinnen des IZ Impfzertifikate gefälscht hatten. „Wir haben sofort reagiert, die Polizei eingeschaltet, unsere Abläufe geprüft – trotzdem sind das Störfeuer, die wir nicht gebraucht hätten.“

Die Zukunft
Die Malteser haben in der größten Pandemie der jüngeren Geschichte im Auftrag des Landratsamts im Dezember 2020 im Nürnberger Land nahezu aus dem Stand ein Impfzentrum aufgebaut und erfolgreich betrieben. Ab 1. Juli sind nun andere dran. Geschäftsführer Christian Stock: „Wir wünschen unserem Nachfolger und dem Landratsamt für den weiteren Betrieb alles Gute!“

Bildunterzeile: Das Team der Malteser verabschiedet sich Ende Juni aus dem Impfzentrum Röthenbach. Foto: Mark Lavery / Malteser